Dienstag, 18. November 2008

Con Fact 002

Dieses zine erscheint am 2. tag des saar-cons 1995 am 19.03.1995 in Saarbrücken-Burbach, Restaurant Rolandseck

Veranstalter:
Herbert Thiery, Ackerstr. 3
66115 Saarbrücken
und
Arno Weber, Harlingerweg 32
66663 Merzig

Herausgeber: Edmund André, Postfach 1524
22905 Ahrensburg
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Ein zine in reformierter ortografie nebst gemäßigter kleinschreibung, woran sich aber möglicherweise nicht alle conskribenten halten werden.
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EDM:
ACH UND KRACH
Im gegensatz zu gestern ist der fan-output ungeheuer angestiegen, so dass wir gar nicht erst lange von den worten des moderators gequält werden müssen, sondern gleich in die vollen gehen. Doch zuvor noch ein dankeschön an Dietrich Haubold, der diese kopien am sonntaghergestellt hat.

Martin Schmitt alias MASH:
Eckhard D.Marwitz kommt aus Ahrensburg - zumindest aus der "Nähe!" wie er gerade betont. Ahrensburg stellt sich in meinen Augen als die Puppenfilmanimationshochburg Deutschlands dar. Mit dem Streifen "Dead End Horror" haben die Ahrensburger Mitbürger Michael Kahlert und Martin Kalitz wahrhaftig ein cineastisches Meisterwerk geschaffen. Angespornt durch einen Besuch in den Universal-Studios in Florida, entschloß sich der Trickfilmer Kahlert einen Nachbau des Psycho IV-Hauses (uns allen bestens bekannt als die Heimstätte eines gewissen Norman Bates) in heimischen Gefilden nachzubauen. Als das Haus auf dem heimischen Dachboden zu verstauben drohte, faßte er den segensreichen Beschluß einen Super 8-Film mit Plastikactionfiguren aus dem Film "Jurassic Park" zu animieren. Echter Splatter-Horror und wahnsinnig gut animiert.Mehr dazu in dem Fanzine "Ungenannt"...

Der polnische Fan Jacek Rzeszotnik hielt einen interessanten Vortrag über den hierzulande nahezu unbekannten polnischen SF-Film. In diesem Zusammenhang ist uns allen wohl der parodistische Streifen "Sexmission" bekannt der Anfang 1983, glaube ich zumindest, weltweit für Furore sorgte und harte Filmdollars einbrachte. Jacek meinte noch, daß für uns Westeuropäer, bedingt durch die Synchronisation und länderspezifischen Humor, viele der Gags und Anspielungen entgingen, die beim heimatlichen polnischen Publikum für wahre Lacherfolge sorgten. Insbesondere die Kritik am herrschenden Einparteiensystem und die offensichtliche Negierung der sogenannten "Feministen" sind in diesem Zusammenhang zu nennen. In der polnisch-ostdeutschen Koproduktion "Signale, ein Weltraumabenteur" aus dem Jahre 1970 gibt es übrigens eine Weltraumstation mit dem Namen "Margot"...
Genug geschwallt...

Thomas Recktenwald:
Während heutzutage Millionen von Fans über die Möglichkeit verfügen, superlayoutete Fanzines auf den Markt zu werfen, dürfte die Zahl derer, die ein professionelles Tonstudio im Keller haben, an den Fingern eines Sägewerkarbeiters abzuzählen sein. Da mag man noch so gute Ideen für ein Hörspiel haben, die auf der heimischen Stereoanlage produzierten Stimm- und Geräuscheffekte sind mit den Trickeffekten von Amateur-SF-Filmen vergleichbar und führen beim verwöhnten Publikum zu Lachsalven.
Wer jedoch dachte, mit einer High-Tech-Studioausrüstung könne er ein Spitzenhörspiel genauso schnell fertigstellen wie ein profihaft aussehendes Fanzine, muß nach den heutigen Erfahrungen seinen Zeitplan korrigieren. Denn die Nachbereitung einer nur fünf Minuten dauernden Textsequenz dehnt sich über drei Stunden aus, und selbst wenn man die Vorbereitungszeit einer Rundfunkanstalt (Manuskripterwerb und -bearbeitung, Casting und eigens für das Hörspiel bestellte Kompositionen) nicht benötigt, kommt man bei runden 60 Minuten auf mindestens fünf Tage intensiver Arbeit oder zwei bis drei Wochen Feierabendschufterei. Wenn man darüber hinaus auf teure Geräusche-CDs verzichten will und stattdessen das benötigte Material in Stadt und Wald aufnimmt, darf man sich glücklich schätzen, wenn man zwei oder drei Hörspiele im Jahr fertigstellen kann.
Doch selbst wenn man keine Hoffnung hat, ein Skript jemals als Hörspielfassung zu Gehör zu bekommen, lohnt es sich, sich im Erstellen von Vorlagen zu üben. Viele deutsche SF-Autoren des oberen Qualitätsbereichs haben als Hörspielschreiber angefangen oder nehmen sich ab und zu dieses Genres an, was sich insbesondere darin bemerkbar macht, daß ihre Stories vernünftige Dialoge aufweisen. So ist es kein Wunder, daß einige von ihnen regelmäßig in der Endauswahl zum SFCD-Literaturpreis auftauchen.
Und sollten eines Tages Ausrüstung sowie CD-Herstellung für Amateure genauso erschwinglich sein wie es heute PCs sind, wer weiß, vielleicht wird dann ein von Fans produziertes Spitzen-Hörspiel genauso geschätzt wie ein Fanzine wie "Kopfgeburten", "Zimmerit" oder "Andromeda"...

Herbert Thiery:
notizen aus der (liebenswerten) provinz (ausdrücklich auf wunsch des nordlichtes ecki):
der con war wie im vorjahr vom programm her - nach unserer meinung - sehr gut. nur warum waren sowenig leute hier? nach 39 im letzten jahr dieses mal nur 24 - evtl. zuzüglich derjenigen, die morgen noch kommen wollten. kommen wollen wollten eigentlich noch mindestens 7 leute - zumindest hatten sie es angekündigt. eine fehlte entschuldigt (hatte aber bezahlt - der kassierer, höhöhöhö). wir hoffen, gerade so aus unseren kosten herauszukommen.
zu etwas positiverem: es waren wieder viele leute aus allen teilen deutschlands da, aus ahrensburg, darmstadt, münchen, koblenz, natürlich dem saarland und als besonderen gast ein fan aus breslau.
ansonsten war dies seit 1980 der 25. saarcon - also ein kleines jubiläum!
sehen wir trotzdem der zukunft positiv entgegen und denken an den nächsten saarcon: den großen sfcd-jahrescon 1996. denkt dran: vom 26.-28.juli 1996 in saarbrücken. bis dann also!

Jürgen Marzi:
Thomas hat sich zwar über die technischen Möglichkeiten des Hörspieles ausgelassen; ich dagegen möchte lieber etwas über den Spaß berichten, den das Ganze uns Akteuren gemacht hat.
Aus den drei Stichworten Raumschiff, Schweine und Veganer eine abgedrehte Story über einen Transport lebender Schweine zum Mond zu erzählen, der länger als die acht erlaubten Stunden dauert, ist schon etwas ungewöhnlich. Aber die Tatsache, daß die Story zwischen Mittagspause und Gang ins Studio stehen mußte, relativiert natuerlich einige der etwas abstruseren Gags. Das Script entstand praktisch erst während der Aufnahme. Und als wir glaubten, die Probeaufnahme sei ja ganz achtbar geworden, hieß es: prima - das lassen wir so!
Die Arbeit an den notwendigen Effekten zeigte dann den üblichen Komitee-Effekt: acht Leute, fünfzehn Meinungen.
Da ich hier nicht endlos darüber reden möchte, kann ich feststellen, daß es eine Menge Spaß gemacht hat. Zwar weiß ich, daß die Produktion einer CD bald keine größeren Probleme mehr macht (in einigen Monaten kann ich auf einen CD-Brenner zugreifen), aber es braucht ja doch einiges mehr. Das meint nicht nur das reichhaltige Equipment, sondern auch und vor allem die technischen Fähigkeiten, damit umzugehen und es zu beherrschen, was die Crew des SR hervoragend konnte.
Fazit: nicht nur eine Menge Spaß gehabt, sondern auch noch viel dazu gelernt.
Und weil es so schön war, hier noch mal das Ende des Hörspiels:
"Und hiermit übergebe ich mich ins Funkhaus."

(An dieser Stelle folgt ein gut akzentuierter, langgezogener und ausdrucksstarker RÜLPSER!!! (Frank Linner))

BiFi:
Nun wollte ich etwas über unsere Erlebnisse beim Saarländischen Rundfunk berichten ... aber das haben andere ja schon vor mir getan. War auch nicht anders zu erwarten, schließlich ist es zwischenzeitlich schon ziemlich spät geworden. Bliebe nur zu sagen, daß ich mich köstlich amüsiert habe und die Hörspielproduktion viel Spaß gemacht hat.
Die, die das verpaßt haben, sind eben selbst schuld. Ich werde, sofern Dietrich Haubold nicht zu viel versprochen hat, im nächsten Jahr beim SaarCon 96 wieder bei einer fanischen Hörspielproduktion dabei sein.
Dietrich jedenfalls meinte, daß seine Kollegen vom Hörspielteam (durch die alles überhaupt erst möglich war) heute genausoviel Spaß an unserem Spiel hatten wie wir. Das sind doch die besten Voraussetzungen für weitere SaarCon-Hörspiele. Außerdem hat Dietrich noch ein paar Ideen mehr in petto ....
Momentan werden um mich herum die kommenden WorldCons geplant und weitreichende "politische" Entscheidungen durchgesprochen. Laßt uns alle Niagara Falls in 1998 unterstützen - auch wenn wir jetzt nur noch eine kleine Gruppe von Con-Besuchern sind. Um es ganau zu sagen, neben EDM befinden sich nur noch die Thiery-Schläfer im Rolandseck. Alle anderen haben uns schon vor einiger Zeit verlassen. Es war der Effekt von einer Person, die nach Hause gehen will, und 9 Leute, die daraufhin ebenfalls gehen müssen. In unserem speziellen Fall war das Ilona - und sämtliche Recktenwald-Schläfer samt Anhang (sprich die Mitfahrer von Markus Recktenwald) mußten ebenfalls gehen. So ist das eben.
"Rababer, rababer, rababer ...° (Originalzitat Jürgen Marzi - im Gespräch mit EDM, der eben über KNF meinte "... der soll mir nur nicht in die Suppe spucken!").

Jacek Rzeszotnik:
Polnische SF-Filme der Nachkriegszeit

1959/1960 "Der schweigende Stern" (in der BRD: "Raumschiff Venus antwortet nicht") von Kurt Maetzig (eine DDR-polnische Produktion) nach dem Roman "Die Astronauten" von Stanislaw Lem

1970 "Signale - Ein Weltraumabenteuer" von Gottfried Kollditz (eine DDR-polnische Koproduktion) nach dem Roman des DDR-Schriftstellers Carlos Rasch

1971 "Hydrorätsel" von Andrzej Kondratiuk (eine Satire auf den amerikanischen Superman-Kult) - ein Fernsehfilm

1974 "Die Untersuchung" von Marek Piestrak (ein Fernsehfilm nach dem gleichnamigen Roman von Stanislaw Lem)

1974 (1987 fertiggestellt) "Auf dem Silbermond" von Andrzej Zulawski nach der gleichnamigen Mond-Trilogie von Jerzy Zulawski

1978 "Der Test des Piloten Pirx" von Marek Piestrak (eine deutsch-polnische Koproduktion, nach einer Pilot Pirx-Geschichte von Stanislaw Lem)

1979/1980 "Golem" von Piotr Szulkin (nach Gustav Meyrinks "Golem")

1981 (1983 uraufgeführt) "Krieg der Welten. Das nächste Jahrhundert" von Piotr Szulkin

1984 "O-bi, o-ba. Der Untergang der Zivilisation" von Piotr Szulkin

1985/1986 "Ga, ga. Ruhm den Helden" von Piotr Szulkin

1983 "Sexmission" von Juliusz Machulski (der beliebteste SF-Film im Nachkiegspolen, eine anzüglich-hintersinnige Satire auf die polnische Wirklichkeit Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre; eine Komödie mit erotischem Beiwerk)

1987 "King-size" von Juliusz Machulski
1983 "Synthese" von Maciej Wojtyszko
1986 "The Legend of the White Dragon" von Jan Domaradzki und Janusz
Morgenstern (eine polnisch-amerikanische Fantasy-Produktion)
1988 "Einfahrtverbot" von Grzegorz Tomczyk (ein Fernsehfilm)
1988 "Der König der Computer" von Pawel Solski (ein Fernsehfilm)
1993 "Enak" von Slawomir Idziak

Polen war nie ein Paradies für die SF-Filmemacher, die sich nach einer dem "Krieg der Sterne" ähnlichen Projekt sehnten. Die technischen Mittel reichten nicht für die Verwirklichung solcher großangelegten Visionen. Die Regisseure sahen sich genötigt, den Akzent vom unterhaltenden Augenschmaus auf eine intellektuelle Kost zu verlegen, die die Zuschauer nachdenklich zu stimmen hatten und oft existenzielle Fragen aufwarfen. Sie nahmen häufig Bezug auf die politisch-gesellschaftliche Situation, oftmals als Satire im SF-Gewand verkleidet.

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